Dorf Trzebiechów – Gemeindesitz, gelegen in süd-östlichem Teil der Lubuskie Wojewodschaft, 40 km von Zielona Góra entfernt. Die wenigen Touristen, die hier ankommen, werden von der Lage der in dem Urtal der Oder gelegenen Ortschaft angetan. Die Glanzzeit des Ortes ist zwar vorbei, aber ein geübtes Auge sieht noch die Spuren der Vergangenheit - die erhaltetenen Architekturobjekte samt den umliegenden Grünanlagen.
Die älteste Informatiomsquelle vom Jahre 1308 berichtet uber die Zugehörigkeit der Ortskirche zu der Posnaner Diözese. Im Jahre 1442 wurde das Dorf der Familie von Troschke angegeben. Fast 200 Jahre (1707 – 1905) war Trzebiechów eine Stadt.
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Orangerie |
Anfang des 20. Jahrhunderts wandelte die Handwerkerstadt Trzebiechów in einen Luftkurort um. In den Jahre 1903 – 1905 wurde hier nach dem Wunsch Maria Alexandra von Reuss auf dem Gebiet von ca. 2,5 ha ein Sanatorium gebaut. Die Bauarbeiten hat der Ortsarzt Dr. Müller geleitet. Der Architekt aus Zwickau Max Schöndler hat das Bauprojekt nach dem damals beliebten Jugendstil entworfen. Die Innenausstattung schuff der von der Herzogin für diese Aufgabe gewonnene Henry van de Velde.
Henry van de Velde, geboren im Jahre 1863 in Antwerpen, gehörte zu den führeneden Schöpfern und Theoretikern des Jugendstils. Er war ein Universalkünstler. In seinem langen und kreativen Leben (gestorben 1957 in der Schweiz) befasste er sich nicht nur mit der Architektur sondern auch mit den Handkunstwerk. Er entwarf Projekte für Möbel, Verglasungen, Tischlerarbeiten, Geschirr, Schmuck, Kerzenleuchter, Graphik, Buchstabenkunst, Plakate, Industrieverpackungen, Polsterstoffe und Muster der Kleidungsstoffe. Er legte einen besonderen Wert auf die Linienführung, seine Ornamente waren der perfekten Konstruktion unterordnet. In seiner sachhaltigen Autobiographie „Meine Lebensgeschichte“ erwähnt er jedoch den Namen Trzebiechów nicht.
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Türverzierung im Verwaltungsgebäude |
So blieben die von ihm für das Sanatorium in Trzebiechów entworfenen Elemente der Innenausstattung: Türen, Treppenhaus, Verglasungen, Möbel, Kamin, Polichromie u.a. für die Forscher seines Werkes unbekannt.
Ein Jahr vor dem Baubeginn des Sanatoriums in Trzebiechów kam Henry van de Velde nach Weimar, wo er 1907 zum künstlerischen Berater des Weimarer Großherzogs berufen wurde. Dort gründete er eine Kunstgewerbeschule, die mit ihren Ideen die Grundlage für die Künstlerbewegung Bauhaus bildete.
Die damalige Besitzerin von Trzebiechów war mit dem Weimarer Hof verwandt. Man hat also Henry van de Velde gebeten, die Innenausstattung für das geplante Sanatorium zu entwerfen.
Leider, kurz nach der Fertigstellung des ganzen Sanatoriumkomplexes, ist das Objekt heruntergekommen. Nach kurzer Zeit entstand hier eine Dorfschule mit Internat.
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Kamin im Korridor des ersten Stockwerkes
entworfen von Henry van de Velde |
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Nach dem 1. Weltkrieg, als die Zahl der Lungenkranken gestiegen ist, hat man sich die Idee des Luftkurorts wieder aufs Neue überlegt.
Nach dem 2. Weltkrieg ging das Vermögen in die Hände des Staates über. Bis 1965 gab es hier ein Sanatorium für Lungenkranke. Danach funktionierte hier eine Abrteilung für Nervenkranke und Genesende des Wojewodschaftskrankenhauses mit dem Sitz in Zielona Góra. Seit 1974 gibt es hier ein Altersheim.