Buchpräsentation Henry van de Velde in Polen am 28.09.2007 in Trzebiechów, Polen
Herr,
Frau ,
sehr geehrte Damen und Herren,
die Geschichte, die gemeinsame Geschichte der Deutschen und ihrer Nachbarn, die gemeinsame Kulturtraditionen und das gemeinsame europäische Kulturerbe sind Ausgangs - und Schwerpunkte der Arbeit des Deutschen Kulturforums östliches Europa, das ich repräsentiere.
Ein besonderes, vergessenes und wieder/neuentdecktes Fragment unserer gemeinsamen mitteleuropäischen Kultur - und Kunstgeschichte möchten wir Ihnen heute vorzustellen und näher zu bringen.
Es ist mir zugleich eine besondere Ehre Ihnen heute das Buch "Henry van de Velde in Polen. Innenarchitektur im Sanatorium Trebschen / Henry van de Velde w Polsce. Architektura wnêtrz sanatorium Trzebiechów/Trebschen" zu präsentieren.
Es kommt nicht oft vor das Werkverzeichnis eines bedeutenden, in der Kunstgeschichte seit langer Zeit schon zu den "Klassikern" zählenden Künstlers ergänzt werden kann.
Genau dies aber geschah hier - in Trzebiechów/Trebschen, wo 2002 ein vergessenes innenarchitektonisches Werk des belgischen Jugendstilarchitekten Henry van de Velde wiederentdeckt wurde. Hier in Trzebiechów, damals Trebschen, in einem 1903 bis 1905 errichteten Sanatorium hatte van de Velde verschiedene Räume ausgestattet.
Die Entdeckung war damals, und ist heute immer noch eine Aufsehen erregende, kunsthistorische Sensation.
Frau Leonie Beiersdorf, eine ausgewiesene van de Velde - Expertin hat bereits die Person und das Werk van de Veldes vorgestellt.
Ohne ihm hätten wir nicht die heutige Konferenz, ohne ihm wäre unser Buch nicht erschienen, ohne ihm wäre Trzebiechów und das Landkreis Zielona Góra un eine bedeutende Attraktion ärmer.
Van de Velde galt als genialer, universeller, europäischer Künstler und gehörte zu den bedeutendsten Gründern des "Art Nouveau". Nach seiner Berufung und Übersiedelung nach Weimar (1902) führte er von hier aus seine ersten bedeutenden Aufträge aus: den Bau der Villa Esche in Chemnitz als Gesamtkunstwerk, den Umbau der unteren Etage des Nietzsche - Archivs - und die Inneneinrichtung des Sanatoriums in Trebschen (alle 1903-04).
Bei diesen Bauvorhaben kommt dem Sanatorium Trebschen ein besondere Bedeutung zu.
Es ist seit der Eröffnung im Jahre 1905 fast 100 Jahre unbemerkt von der Öffentlichkeit und
der Kunst - Fachwelt geblieben. Weder im Werkverzeichnis und in seiner Biographie hat van de Velde diese Innenraumgestaltung erwähnt, so dass sie auch in der einschlägigen Literatur der letzten 50 Jahre nicht verzeichnet gewesen ist!
Mit der Entdeckung dieses 100 Jahre verborgen gebliebenen, inzwischen in Europa zum bedeutenden Kunstwerk des Universalkünstlers Henry van de Velde avancierten Kunstwerkes, ist der kleine Ort Trzebiechów in Polen ins Rampenlicht der Kunstwelt vorgestoßen. Die 1903 - 1905 geschaffene Innenausstattung des ehemaligen Sanatoriums Trebschen wird seit drei Jahren kontinuierlich restauriert und offenbart weitaus mehr künstlerische Details als ursprünglich angenommen. So sind z.B. die unter vielen Farbschichten verborgen gebliebenen und in gutem Zustand wieder zum Vorschein gekommenen Schablonenmalereien die umfangreichsten und am besten erhaltenen von van de Veldes Objekten in Europa.
Das Deutsche Kulturforum östliches Europa hat vor kurzem ein deutsch-polnisches Buch über das jüngste bekanntgewordene Werk des europäischen Designers und Wegbereiters des Bauhauses - Henry van de Velde in Polen. Die Innenarchitektur des im Sanatorium Trebschen/Trzebiechów - herausgegeben.
Die bisherigen Buchpräsentationen in verschiedenen Städten Deutschlands spiegeln das ungebrochene Interesse an den Arbeiten von Henry van de Velde wider, dessen Todestag sich am 25. Oktober dieses Jahres zum 50.Male jährt.
Heute wird das Buch erstmals in Polen präsentiert. Und diese Präsentation ist eine ungewöhnliche. Die Referenten sind mit dem Buch - als Autoren bzw. Herausgeber - und mit dem Objekt eng verbunden. Wir befinden uns heute vor Ort, in Trzebiechów. Die Innenausstattung kann man "in natura" erleben. Inzwischen laufen hier, wie Sie sehen werden, umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen. Betonen möchte ich, dass diese Innenraumgestaltung das einzige Werk van de Veldes in Polen ist. Und unser Buch stellt als erste Veröffentlichung überhaupt dieses einzige Werk van de Veldes vor und erweitert damit sein für abgeschlossen gehaltene Werkverzeichnis.
In Namen des Deutschen Kulturforums östliches Europa möchte ich mich beim Herr Landrat £azicki, Herr Bürgermeister Drobek und bei Frau Direktorin Agnieszka Szel±g ganz herzlich für ihre Gastfreundschaft bedanken und Ihnen allen, meine sehr geehrten Damen und Herren, einen schönen, interessanten Tag mit Henry van de Velde und seinem Werk sowie eine spannende Lektüre des Buches wünschen.